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Unikathe

„Und alle spielen mit“

Datum:
11. Feb. 2025
Von:
Kathrin Zettl
In der aktuellen Ausgabe von Glaube und Leben (03/25) widmet sich die Autorin Theresa Breinlich dem wichtigen Thema der inklusiven Spielmöglichkeiten in Kindertagesstätten. Im Gespräch mit pädagogischen Fachkräften aus verschiedenen Einrichtungen, darunter Corinna Schipp, Heilpädagogin der Kita St. Bartholomäus in Oppenheim, und Mitarbeitenden der katholischen Kindertagesstätte St. Kilian in Nierstein, wird gezeigt, wie inklusives Spielzeug Kindern mit und ohne Förderbedarf gleichermaßen ermöglicht, an gemeinsamen Spielen teilzunehmen. Wir von Unikathe möchten auf diesen Artikel aufmerksam machen, da die darin präsentierten Konzepte und Herangehensweisen, die in den Kindertageseinrichtungen umgesetzt werden, einen signifikanten Beitrag zur Förderung der Inklusion sowie zur Reduzierung von Barrieren im Alltag der Kinder darstellen.

von Theresa Breinlich

Manche Kinder können gut sprechen, andere gut rennen, manche haben einen Förderbedarf. Alle wollen spielen – und haben ein Recht darauf. In den Kindertagesstätten gibt es verschiedene Ideen, wie das gelingen kann. Zum Beispiel mit inklusivem Spielzeug.

Im Zentrum der katholischen Kindertagesstätte St. Kilian in Nierstein hängt im Flur eine Schaukel. Hier kommen alle Kinder gerne hin, schaukeln selber oder schubsen andere Mädchen und Jungen an. Alle haben Spaß, achten aufeinander und helfen sich, egal, ob sie drei Jahre alt sind oder sechs, ob sie einen Förderbedarf haben oder nicht. Häufig bieten die Mitarbeitenden gemeinsame Bewegungsspiele mit einfachen Regeln an, bei denen alle Mädchen und Jungen mitmachen können. Das ist ihnen ein entscheidendes Anliegen. Es gibt auch für jede Entwicklungsphase Spielmaterial, etwa eine Sandkiste oder Therapiebohnen. Diese können die Kinder umkippen oder durch ihre Finger rieseln lassen. In der integrativen Kindertagesstätte „Rheinlinge“ in Mainz ist ein Klangspiel sehr beliebt. Manche Kinder lieben es, auf die Tasten zu drücken. Andere experimentieren und probieren Tonfolgen aus. Die stellvertretende Leiterin, Anja Kunz, freut sich über solch inklusives Spielzeug. Das sind zum einen Darstellungen in Büchern, Puppen oder Figuren, die Merkmale einer Beeinträchtigung aufweisen. Zum anderen gehört niederschwelliges Spielzeug dazu, womit sich Kinder mit und ohne Beeinträchtigung gleichermaßen beschäftigen können: Memorys, Boccia-Kugeln oder Würfel mit starkem Kontrast, die Geräusche machen oder ertastet werden können. Brettspiele mit Vertiefungen für die Figuren erleichtern Menschen mit eingeschränkter Bewegungssteuerung das Spiel.

„Für Kinder ist es wichtig, dass sie sich mit ihrem Spielzeug identifizieren können, dass sie sich in Bilderbüchern wiedererkennen“, sagt Kunz. In Büchern seien es Darstellungen von Mädchen und Jungen im Rollstuhl – häufig das sichtbarste Zeichen einer Behinderung. Auch gibt es Barbies und Playmobil-Figuren mit einer Gehbehinderung. „Es fehlt allerdings ein breites Angebot. Die meisten Kinder bei uns haben ganz andere Beeinträchtigungen: Autismus, eine geistige Behinderung oder eine Seh-Hörschwäche“, erklärt die stellvertretende Leiterin.

„Es ist wichtig, selbst etwas zu bewirken.“

Eine große Auswahl finden Eltern und Erzieherinnen im Ariadne Inklusionsladen in Karlsruhe. Seit Deutschland 2009 die Behindertenrechtskonvention unterschrieben hat, nehme die Nachfrage nach inklusivem Spielzeug allmählich zu, berichtet der Inhaber Dankwart von Loeper. Gut so, findet er. „Kinder haben ein Recht, zu spielen. Für sie alle ist es spannend, mit den Sinnen eigene Erfahrungen zu machen. Es ist wesentlich, dass sie die Erfahrung machen können, selbst etwas zu bewirken, dass nicht jemand anderes etwas für sie machen muss“, sagt er. Daher gibt es bei Ariadne auch eine Werkstatt. Hier werden etwa batteriebetriebene Spielzeuge so umgerüstet, dass sie über einen großen Druckknopf gestartet werden können. Für alle Kinder sei Spielzeug, das Merkmale einer Behinderung aufweist, wie die Puppe im Rollstuhl, bereichernd. „Sie lernen so einen normalen Umgang, wenn sie es schon mit ihrem Spielzeug einüben“, sagt von Loeper.

In der Kita St. Bartholomäus in Oppenheim gibt es kein spezielles inklusives Spielzeug. „Wir arbeiten mit Materialien, Tüchern, Bauklötzen oder Holzfiguren. Wir haben sie ganz bewusst so ausgewählt und bieten sie so an, dass sie die Kinder entwicklungsstandübergreifend ansprechen und fördern“, sagt Heilpädagogin Corinna Schipp. Wenn ein Kind besondere Bedürfnisse hat, dann besorgen sie passendes Material, zum Beispiel einen Pinsel, den es mit der Faust greifen kann. Bei Bilderbüchern achten sie darauf, dass Kinder mit verschiedenen Hautfarben oder einer Behinderung vorkommen. „Ich denke, es hängt vom Entwicklungsstand des Jungen oder Mädchen ab, ob es den eigenen Rollstuhl wahrnimmt und sich über eine Puppe mit Rollstuhl freut. Bei uns steht die Persönlichkeit im Mittelpunkt und nicht das Hilfsmittel. Solch ein Spielzeug könnte vielleicht ein Gesprächsanlass sein, um etwas zu erklären. Es kommt vielmehr auf eine Haltung an als auf das Produkt. Bei uns sind die Kinder ganz selbstverständlich verschieden“, erklärt Schipp.

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